Länderbeispiele

Die Demokratische Republik Kongo (DRK) steht nach dem Ende des Bürgerkrieges und dem Aufbau demokratischer Strukturen vor großen strukturellen Veränderungen. Um den Wiederaufbau voranzutreiben und das Land wirtschaftlich und politisch zu stabilisieren, werden zahlreiche große und kleine Projekte entwickelt. Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und Südwind fordern im Rahmen einer gemeinsamen Studie, dass die von den Vereinten Nationen geforderte Mindestmenge von 20 Litern Wasser täglich für die ärmere Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo kostenlos zur Verfügung gestellt wird. „Trotz der immensen Wasservorräte des Landes haben die meisten Menschen in der DRK keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die kongolesische Regierung geht davon aus, dass in den Städten 77,9 % und auf dem Lande 9,8 % der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, und gibt einen landesweiten Durchschnitt von lediglich 27,2 % an. Zu den sanitären Einrichtungen haben sogar nur rund 11,6 % der Menschen Zugang.“

Mehr dazu in der Studie zur Energie- und Wasserversorgung in der Demokratischen Republik Kongo, (PDF) 


In Accra, der Hauptstadt Ghanas, besitzen etwa 79 Prozent der Bevölkerung einen Zugang zur Trinkwasserversorgung. Zwar ist der Zugang vorhanden, vieles vom zur Verfügung stehenden Wasser geht jedoch durch marode Leitungen verloren. Teilweise wird es gestohlen und illegal weiterverkauft, wie der ghanaische Autor Franklin Cudjoe erklärt.
Vgl. http://www.fluter.de/heftpdf/issue60/artikel6109/pdf_article6109.pdf

Seit langem wird in Ghana über die Privatisierung der Wasserversorgung debattiert. Die Vorraussetzungen für das Geschäft mit Wasser sind allerdings nicht besonders gut. Das Pro-Kopf Einkommen eines Großteils der Bevölkerung liegt nach wie vor bei einem Dollar pro Tag und weniger, so dass kostendeckende Investitionen für die privaten Betreiber unwahrscheinlich sind. Zusätzlich fehlt es an technischen Erfahrungen, ausreichenden Managementkapazitäten und Finanzausstattungen in Ghana. Der ghanaische Aktivist Rudolf Amenga-Etego beschreibt das Dilemma der Privatisierung der Wasserversorgung in Staaten mit einem großen armen bis sehr armen Bevölkerungsanteil wie folgt: In a country where 70 percent of the population earns less than one dollar a day, privatizing water will be denying access to the overwhelming majority and perpetuating poverty, disease and squalor. (In einem Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung weniger als einen Dollar pro Tag verdient, wird die Privatiserung des Wassers der überwältigenden Mehrheit den Zugang dazu verwehren und eine Spirale aus Armut, Krankheit und Elend verstetigen.). Für sein energisches Engagement gegen die Privatisierung der Wasserversorgung in Ghana wurde Amenga-Etego 2004 mit dem renommierten Goldman Preis ausgezeichnet. Mit seinem an David gegen Goliath erinnernden Kampf gegen die Absichten der Großkonzerne möchte er vor allem der armen Bevölkerung das Grundrecht auf Wasser gewähren. Ohne sauberes Wasser drohen diesen Krankheiten wie Cholera und die Verbreitung des in Ghana vorkommenden Guinea Wurms.



Sambia galt wegen seiner reichen Kupfer- und Kobaltbestände sowie mineralischer Bodenschätze, Edelsteine und Halbedelsteine einst als das zweitreichste Land südlich der Sahara. In den 70er Jahren setzte der Preisverfall auf dem Weltmarkt ein und das Land geriet in eine Wirtschaftskrise. Heute ist die Bevölkerung überwiegend in der Landwirtschaft beschäftigt. Das Land verfügt über fruchtbares Agrarland und ausreichend Wasserressourcen. Zudem besitzt Sambia etwa 40 Prozent der Wasserreserven im südlichen Afrika. Trotzdem haben lediglich 55 Prozent der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser und nur 45 Prozent zu sanitären Einrichtungen. 1993 hat Sambia mit einer Reform des Wassersektors begonnen. Die großen Wasserressourcen sollen besser genutzt werden, um den Zugang zu sanitären Einrichtungen und zu Trinkwasser zu verbessern. Die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstützt Sambia bei der Einrichtung sogenannter Wasserkioske, die den Zugang der armen Bevölkerung zu Wasser mit guter Qualität und sozial verträglichen Preisen anstrebt. Diesem Modell folgen bereits weitere afrikanische Staaten.
Quelle: KfW

Weiterer Nachholbedarf besteht bei der Entsorgung und Aufbereitung von Abwässern im Land. Doch angesichts der Ausgangssituation scheint die Entwicklung hin zu einer saubereren Wasserwirtschaft in Sambia möglich.
Quelle/ Weitere Links: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5820106,00.html , http://www.bmz.de/de/laender/partnerlaender/sambia/index.html


Auch Südafrika ist eines der Länder Afrikas, die von Wasserknappheit betroffen sind. Die Ursachen für Wasserknappheit in der Bevölkerung liegen vor allem an dem hohen Wasserverbrauch durch Industrie und Landwirtschaft. Diese ist für über 60 Prozent des südafrikanischen Wasserverbrauchs verantwortlich: Südafrika exportiert zahlreiche landwirtschaftliche Produkte wie Wein, Obst, Gemüse und Blumen ins Ausland. Die Herstellung dieser Produkte bedarf großer Wassermengen, welche in der Folge an anderer Stelle fehlen. Auf die Privathaushalte hingegen fallen nur knapp 30 Prozent des nationalen Wasserverbrauchs.

Erst seit dem offiziellen Ende der Apartheid 1994 besteht für viele Menschen in Südafrika überhaupt erst ein Zugang zu den Wasserressourcen. Seit 1996 ist das Recht auf einen freien Zugang zu einer bestimmten Menge Trinkwasser in der Verfassung konstitutionell verankert. Gleichzeitig jedoch tritt der African National Congress (ANC) als Regierungspartei für die Öffnung der heimischen Märkte und eine Sparpolitik ein. Dies bringt für die kommunale Wasserversorgung weit reichende Konsequenzen mit sich, wie die Notwendigkeit zur Kostendeckung und Wirtschaftlichkeit.

Quelle: vgl. Jochen Franzke (Hrsg.): Wasser – Zukunftsressource zwischen Menschenrecht und Wirtschaftsgut, Konflikt und Kooperation  (PDF)


In die komplexe Problematik einer gerechten Wasserverteilung spielen zudem
unterschiedliche geographische Bedingungen in den verschiedenen Regionen des Landes ein. Humiden Regionen im Süden und Osten des Landes stehen sehr trockene Regionen im Norden, Westen und im Landeszentrum gegenüber. Der jährliche Niederschlag beträgt etwa 460 mm pro m² und ist damit ungefähr halb so hoch wie in Deutschland. Die Niederschlagsmenge verteilt sich dabei jedoch deutlich ungleichmäßiger. Dazu prognostizieren Forscher, dass für die Zukunft mit einer Ausdehnung der Trockenperioden gerechnet werden kann. Bei längerer Trockenheit ist der Boden weniger aufnahmefähig für größere Wassermassen, die dann an der Oberfläche abfließen. Es kommt schneller zu Überschwemmungen und Bodenerosion. Das Wasser der wenigen, intensiven Niederschlagsphasen könnte so weder von der Vegetation noch vom Menschen vollständig genutzt werden.
Quelle: http://www.politische-bildung-brandenburg.de/publikationen/pdf/wasser.pdf
Virtuelles Wasser in Südafrika: http://www.vivaconagua.org/index.htm?post?1054
Animierte Grafik zu Niederschlägen in Südafrika
Schulprojekt Heinrich-Mann-Gynmasium, Köln zu Südafrika (PDF)


Wasser als Menschenrecht in Südafrika

In der Regierungszeit Nelson Mandelas wurde das Gesetz verabschiedet, das jedem Menschen in Südafrika einfachen Zugang zu Wasser zusagte. Südafrika gehörte somit zu den ersten und wenigen Staaten der Welt, die das "Recht auf Wasser" in der Verfassung verankert haben. Um der Bevölkerung den Zugang zu gewährleisten wurden infolgedessen Leitungen und Anschlüsse verlegt sowie Plastiktanks bereitgestellt.
Von 1994 bis 2006 hatte die damalige Regierung erfolgreich das Millenniumsziel Nr. 7 verwirklicht. Innerhalb von 12 Jahren halbierte sich die Anzahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser in Südafrika von 40 auf rund 19 Prozent.

Die südafrikanische Folgeregierung konnte jedoch die enormen Kosten der Wasserversorgung nicht mehr aufbringen, sodass in der Hoffnung, Einsparungen und eine weitestgehende Kostendeckung zu erreichen, die Privatisierung der Wasserversorgung vorangetrieben wurde. Mit der Entscheidung zur Privatisierung stiegen jedoch auch die Wasserpreise im ganzen Land, in dem 34 Prozent der Bevölkerung von weniger als 2 Dollar am Tag leben müssen. Wer das Geld für sauberes Wasser nicht aufbringen konnte, dem wurde der Hahn einfach abgedreht. Zudem wurden an zahlreichen Stellen "Prepaid" Wasserhähne installiert, denen erst nach Bezahlung eine bestimmte Menge Wasser entnommen werden kann.

Das Problem der Wasserprivatisierung liegt unter anderem im ambivalenten Verhalten der Konzessionäre. Einerseits sollen sie mithilfe der Privatisierung, durch sozial angepasste Tarife, die Bedürfnisse der Armen befriedigen, andererseits aber liegt ihr Interesse am eigenen Profit und in der Effizienz ihrer Investitionen. Zudem sind viele Unternehmen darauf ausgerichtet, Macht und Entscheidungsprozesse über die Wasserversorgung in abgeschotteten Wirtschaftsunternehmen zu konzentrieren. Dies hemmt jedoch entscheidend die notwendigen Demokratisierungsprozesse für eine sozial gerechte Verteilung öffentlicher Güter. Wasser in Südafrika steht somit im schwierigen Status zwischen Ware und allgemeinem, durch die Verfassung gewährleistetem Recht. Die primär Leidtragenden sind auch hier wieder die Mitglieder der armen Bevölkerung. Aufgrund der verhältnismäßig geringen Menge an kostenfreiem Wasser und der politischen und sozialen Rahmenbedingungen bleibt die Verwirklichung des Grundrechts Wasser in Südafrika unzulänglich. Häufig werden arme und verschuldete Haushalte vom Wassernetz abgeschaltet oder durch Prepaid-Wasserzähler massiv in ihren Lebensbedingungen eingeschränkt. Zudem nehmen viele der Leistungsberechtigten SüdafrikanerInnen ihre sozialen Grundrechte aufgrund institutioneller Barrieren nicht wahr.

Quelle: http://www.gesichter-afrikas.de/pdf/wasser-ppp-s.a.-wellmer.pdf ,
Zur Wasserprivatisierung: Gottfried Wellmer "Private Public Partnership in der Wasserversorgung von Mbombela, Südafrika aus der Sicht armer Haushalte" , S. 16-20



Für die Wasserversorgung vieler Länder ist der Viktoriasee von immenser Bedeutung. Er ist das größte Binnengewässer Afrikas und ist für die anliegenden Staaten Tansania, Kenia und Uganda ein ungemein wichtiges Süßwasserreservoir. Die unkoordinierten Maßnahmen und Interessen dieser Staaten an der Nutzung des Viktoriasees haben erheblichen Schaden angerichtet. Um die einzigartige Biodiversität nicht zu gefährden und den Millionen Menschen rund um den Viktoriasee auch in Zukunft eine Nutzung des Gewässers zu ermöglichen richten zahlreiche Projekte ihre Aufmerksamkeit auf diesen.

Mehr zum größten See Afrikas 
http://www.kfw-entwicklungsbank.de/DE_Home/Sektoren/Wasser/Schutz_des_Viktoriasees.jsp