Erdöl |
Erdöl - schwarzes Gold
Erdöl ist der weltweit wichtigste Energielieferant. Als fossiler Energieträger dient es zur Erzeugung von Elektrizität und einem Großteil der Verkehrs- und Transportmittel als Treibstoff. Auch in der chemischen Industrie stellt Erdöl einen wichtigen Bestandteil bei den Herstellungsprozessen von Kunststoffen und anderen chemischen Produkten dar. Die Maßeinheit für Erdöl ist das US-amerikanische Barrel (bbl), wobei ein Barrel 158,987 Litern entspricht. Quellen: http://www.misereor.de/themen/wirtschaft-fuer-die-armen/rohstoffe.html http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/2/vlu/alkane/alk_vorkommen.vlu/Page/vsc/de/ch/2/oc/ stoffklassen/systematik_struktur/acyclische_verbindungen/gesaettigte_kohlenwasserstoffe/erdoel/nutzung_ erdoel.vscml.html Vorkommen und Verwendung Die größten Erdölreserven, rund zwei Drittel der weltweiten Vorkommen, befinden sich in den Ländern des Nahen Ostens, an zweiter und dritter Stelle folgen Europa/Asien und Afrika. Die Erdölproduktion Afrikas konzentriert sich vornehmlich auf die nordafrikanischen Länder Algerien und Libyen. Doch auch in den Ländern am Golf von Guinea einer Region, die sich im Osten des Kontinents von der Elfenbeinküste bis Angola erstreckt, findet ein regelrechter „Erdölboom“ statt. Zu den wichtigsten Ölförderländern Afrikas zählen Angola, Libyen, Nigeria, Algerien, Gabun und Ägypten sowie der Sudan. Zudem wurde 2010 mit der Förderung der Ölvorkommen vor der Küste Ghanas begonnen. Auch in Mauretanien wurden größere Ölvorkommen entdeckt. Die Produktion beläuft sich dort auf rund 7.500 Barrel Erdöl pro Tag. Im Vergleich dazu sind es in Libyen rund 1.845.000 Barrel pro Tag. Dort befinden sich mit über 35 Prozent auch die größten Ölreserven Afrikas. Im Kongo und seit einigen Jahren im Tschad und Kamerun spielt die Erdölproduktion ebenfalls eine tragende Rolle in der Wirtschaft der Länder. Insgesamt besitzt Afrika rund ein Zehntel der weltweit nachgewiesenen Erdölreserven. Demnach ist es kaum erstaunlich, dass Erdöl einen Anteil von 42 Prozent an allen gesamtafrikanischen Exporten hat und der internationale Ansturm auf das dortige Erdöl weiter zunimmt. Schon jetzt beziehen beispielsweise die USA 23 Prozent ihrer Ölimporte aus Afrika, Deutschland etwa 17 Prozent. Mit Algerien, Angola, Libyen und Nigeria gehören gegenwärtig vier afrikanische Länder der internationalen Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) an. Gemeinsam mit den restlichen acht OPEC-Mitgliedstaaten in Südamerika und dem Nahen Osten fördern die afrikanischen Staaten etwa 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion und verfügen über drei Viertel der weltweiten Erdölreserven. Trotz eines leichten Rückgangs des Erdölverbrauchs im Zuge der jüngsten weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise werden nach wie vor etwa 35 Prozent des Primärenergieverbrauchs über diesen Rohstoff gedeckt. Australien, Asien, Nordamerika und Europa gelten dabei als Gebiete mit besonders starkem Erdöl-Verbrauch. Erdöl dient zur Erzeugung von Elektrizität sowie zu einem wesentlichen Teil von Treibstoff für viele Verkehrs- und Transportmittel. Außerdem wird es als Heizöl für Fabriken und Haushalte sowie für Schmieröle, Maschinenöle und Lösungsmittel genutzt. Als Schmierstoff findet es beispielsweise Verwendung beim Bau von Straßen oder wird als Schutzanstrich an Gebäuden angebracht. Auch in der chemischen Industrie findet es bei der Herstellung von Kunststoffen, Farbstoffen, Waschmitteln, Pharmazeutika und vielen weiteren chemischen Verbindungen Verwendung. Obgleich nur ein Bruchteil des insgesamt verarbeiteten Erdöls in diesen Industriezweig fließt - etwa 19 Millionen Tonnen jährlich – so spielt das Erdöl doch eine entscheidende Rolle für die Chemieindustrie: etwa 96 Prozent der organischen Chemikalien werden aus Erdöl gewonnen. Doch der fossile Rohstoff Erdöl steht nicht in unbegrenztem Umfang zur Verfügung. Es ist damit zu rechnen, dass die Erdölreserven den weltweiten Verbrauch noch bis Mitte des 21. Jahrhunderts decken können. Ob die wirtschaftliche Verfügbarkeit gewährleistet werden kann, ist unsicher, da die Förderkosten und die zu erwartenden Umweltschäden zu hoch sind. Der Preis pro Barrel wird dann erwartungsgemäß stark steigen, was einen direkten Einfluss auf die Wirtschaft nach sich ziehen wird. Denn der weltweite Handel und die internationalen Transportwege sind in großem Maße von der Ressource Erdöl abhängig. Quelle: EPIZ-Globales Lernen in Berlin: Erdöl-ein umstrittener Energielieferant http://www.bicc.de/uploads/pdf/ publications/other/booklet_kirchentag/booklet_kirchentag.pdf weltweite Ölreserven, Stand: 2005 / Quelle: http://che.nelson.wisc.edu/ Erdöl in Afrika: Herausforderungen und Schwierigkeiten Die Konsequenzen der Erdölförderung erstrecken sich über mehrere Ebenen. Nicht zuletzt die Ereignisse im Golf von Mexiko im Jahr 2010 erinnern an die ökologisch schwerwiegenden Folgen, die in Verbindung mit der Erdölförderung einhergehen können. Zudem wird beim Verbrennen von Erdöl Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, das größtenteils für die Klimaerwärmung der Erde verantwortlich ist. Häufig geht schon die Förderung mit massiven Belastungen für Mensch und Umwelt einher. So werden Wälder und landwirtschaftliche Nutzflächen zugunsten von Bohrlöchern, Straßen und Pipelines gerodet und zerstört. Die damit einhergehenden sozialen Konsequenzen treffen vor allem die ländliche Bevölkerung der entsprechenden Regionen: Bauern werden ihres Landes beraubt und ganze Gemeinschaften verlieren ihre Lebensgrundlage und ihren Lebensraum. Zudem verseucht bei der Förderung und beim Transport verlorengehendes Öl Böden und Gewässer: einzigartige Flora und Fauna werden dadurch geschädigt und Trinkwasser ungenießbar. Nicht selten reagiert die Zivilbevölkerung mit Aufständen auf die Verseuchung der ehemals nutzbaren Gewässer und die Zerstörung von Wäldern und Ackerland. In den Entwicklungsländern mit großen Erdölvorkommen, so auch in den Afrikanischen Ölförderländern, wird der Rohstoff häufig von internationalen Konzernen – und nur selten von staatlichen Firmen gefördert. Von den afrikanischen Ölförderländern Subsahara-Afrikas sind nur Nigeria und Angola Mitglied der OPEC (ORGANISATION ERDÖL EXPORTIERENDER LÄNDER). Die OPEC-Länder legen eine Förderquote fest, durch die der Weltmarktpreis für Erdöl in gemeinsamer Absprache beeinflusst und stabilisiert werden kann. Andere ölreiche Länder, die nicht Mitglied sind, sind allerdings nicht an diese Förderlimits gebunden und beeinträchtigen dadurch die weltweiten Erdölpreise und damit die Arbeit der OPEC.Viele Regierungen übergehen bei Rohstoffförderung und -handel die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung. Die oft enormen Einnahmen begünstigen meist Korruption und Misswirtschaft. So sind die Regierungen zwar abhängig von den internationalen Konzernen, jedoch aufgrund des leicht verdienten Geldes weniger auf die Bevölkerung sowie steuerliche Einnahmen angewiesen. Der Druck, sich für nachhaltige Wirtschaftskonzepte einzusetzen, die allen Menschen des Landes zugutekommen, schwindet. So bleibt ein Großteil der Bevölkerung der afrikanischen Ölförderländer von der gesellschaftlichen Verteilung der Gewinne ausgeschlossen. Jährlich „verschwindet“ ein großer Teil der Erdöleinnahmen, der dringend benötigt wird, um humanitären Problemen wie Armut entgegenzuwirken. Dabei gibt es beispielsweise im Tschad Vereinbarungen zwischen Regierungen und der Weltbank, nach denen ein bestimmter Prozentsatz der Einnahmen aus der Förderung des Erdöls für Projekte im Bereich des Sozialen und der Infrastruktur verwendet werden soll und somit der gesamten Bevölkerung zugutekommt. Allerdings werden diese Vereinbarungen seitens der Regierungen oftmals nicht eingehalten. Die Ölförderung und die damit zusammenhängende Korruption und ungerechte Gewinnverteilung trägt somit dazu bei, bereits vorhandene, nationale und internationale Konflikte zu vertiefen oder verlängern. Ein Lösungsansatz für diese Problematik ist das Anstreben der sogenannten „Good Governance“ (gute Regierungsführung) worunter man das Zusammenwirken funktionsfähiger Institutionen und Strukturen versteht, um unter anderem Transparenz und Gerechtigkeit innerhalb der Wirtschaft eines Staates zu fördern. Wie auch aus anderen Rohstoffgewinnen bekannt, wurden und werden auch Erdöleinnahmen in einigen Ländern zur Finanzierung von Bürgerkriegen genutzt. In anderen Ländern, wie z.B. Nigeria, liefern sich die Regierung und bewaffnete Rebellengruppen im Nigerdelta erbitterte Auseinandersetzungen. Letztere besetzen Ölraffinerien oder Pipelines und fordern mehr Transparenz in den Erdöleinnahmen und eine bessere Beteiligung der Bevölkerung an den Einnahmen der Ölförderung. Durch Widerstände der Bevölkerung, Sabotage, Diebstahl und ein veraltetes Pipeline-System hat die Ölförderung dort stark gelitten. Quellen: http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/bildung/index,page=1204268.html http://www.stepmap.de/karte/erdoelproduzenten-am-golf-von-guinea-1481 http://www.medico.de/themen/krieg/rohstoffe/dokumente/der-stoff-aus-dem-kriege-sind/48/ http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/bildung/index,page=1204268.html http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Magazine/emags/evelop/2006/047/s5-afrikas-oel-fluch-oder- segen-misereor.html Afrikas Öl richtig genutzt? Nigeria fördert seit Mitte der 1950er Jahre Erdöl. Lange galt das Land als der führende Erdölproduzent Subsahara-Afrikas und stand 1976 auf der weltweiten Rangliste an siebenter Stelle. 2009 rückten die Westafrikaner sogar auf den sechsten Rang vor. Verschiedene Faktoren führten jedoch dazu, dass die nigerianische Erdölproduktion zurückging. Angeführt durch den nigerianischen Bürgerrechtler Ken Saro Wiwa organisierte sich 1993 im Ogoniland im Nigerdelta der Widerstand der Bevölkerung, die sich friedlich gegen die Umweltverschmutzung und für eine gerechtere Aufteilung der Einnahmen aus der Erdölförderung einsetzte. Die Regierung schlug die Aufstände blutig nieder und so eine Spirale der Gewalt und der Kriminalität begann. Die Sicherheitsstandards im Nigerdelta sind oftmals sehr niedrig. Lecks in Pipelines werden mitunter nicht oder nur unzureichend repariert, so dass Öl ins Wasser fließen kann. Obwohl die Bevölkerung es geschafft hat, dass die Ölfelder im Ogoniland brach liegen, sind die Ausmaße der Umweltschäden, die durch das mit Öl verseuchte Wasser entstanden sind, enorm. Weitläufige Teile der ehemaligen Flora und Fauna scheinen unwiderruflich zerstört. Die ökologischen Schäden und das korrupte Verhalten der Regierung sind immer wieder Auslöser für Konflikte gewesen. Aufgrund unzureichender Wartung der Förderanlagen und Rohrsysteme sowie gezielter Sabotageakte und Rohöldiebstahl im großen Stil, seitens der Rebellen und Bevölkerung, ging die nigerianische Ölförderung zwischen 2005 und 2009 um fast ein Drittel zurück. Obgleich die Förderkapazität mittlerweile wieder gestiegen ist, entschieden sich in den vergangenen Jahren viele Erdölfirmen zunehmend für die kostenintensivere, aber sicherere Tiefseeförderung vor der nigerianischen Küste. Die Regierung verhandelte im Jahr 2009 ein Abkommen mit den Rebellen aus, das ihnen finanzielle Zuwendungen und Ausbildung im Tausch gegen eine Niederlegung der Waffen anbot. Allerdings kommt es – nicht zuletzt aufgrund anhaltender Korruption - immer wieder zu Unruhen und teilweise blutigen Auseinandersetzungen. Ein Gasbrand bei Oloibiri im Nigerdelta, Foto: Rhys Thom/ Flickr.com Denn trotz der enormen Erdöleinnahmen zählt Nigeria nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt. Milliarden der sogenannten „Petrodollars“ sind dem Land und der Bevölkerung im Laufe der Jahre durch Korruption und Geldwäschemechanismen abhandengekommen. Diese Gelder fehlen, um die Entwicklung des Landes weiter voranzutreiben.Weitere Beispiele sind in diesem Zusammenhang Länder wie der Tschad oder Angola. Die großen Erdölvorkommen der Länder weckten die nationalen Hoffnungen auf einen politischen und wirtschaftlichen Aufschwung sowie den Abbau sozialer Ungleichheiten. Dank seiner Bodenschätze, vorrangig der Ölvorkommen, gelang Angola während der vergangenen Jahre ein großer wirtschaftlicher Aufschwung. Auch wenn die wirtschaftlichen Folgen des jahrzehntelangen Bürgerkriegs immer noch spürbar sind, ist das Wirtschaftswachstum Angolas momentan das größte in Afrika. Allerdings kommen die Einkünfte aus den Rohstoffvorkommen nicht bei dem Großteil der Bevölkerung an, sondern bei korrupten Nutznießern innerhalb der politisch und ökonomisch Herrschenden des Landes sowie einer sich langsam bildenden Mittelschicht. Im Tschad entdeckte man in den 1970er Jahren Ölvorkommen, die seit 2003 gefördert und über die „Tschad- Kamerun-Pipeline“ zur Atlantikküste befördert werden.Die Einnahmen aus der Förderung des Erdöls sollen auch im Tschad gemäß einer Vereinbarung der Regierung mit der Weltbank zu 80 Prozent für Projekte im Bereich des Sozialen und der Infrastruktur verwendet werden und somit der gesamten Bevölkerung zugutekommen. Doch die zunächst vorgesehenen Vereinbarungen zur Verwendung des Geldes wurden seitens der Regierung nicht eingehalten. Stattdessen plagt sich das Land mit Negativkonsequenzen für die Umwelt, die die Ölförderung mit sich gebracht hat.Auch für die Demokratische Republik Kongo stellen die Erdöleinnahmen längst eine wichtige Einnahmequelle dar. Auch die dortige Erdölförderung erregt durch die damit einhergehenden Schäden an Natur und Umwelt internationale Aufmerksamkeit. Gegenwärtig ist der älteste Nationalpark Afrikas, der Virunga-Nationalpark, erneut von der Ölförderung bedroht. Ein großes französisches Ölunternehmen hat im Dezember 2011 den Zuschlag für die Ölsuche in einem Gebiet im Osten des Landes erhalten, das auch Teile des Nationalparks umfasst, der als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. Besonders die dort lebenden und vom Aussterben bedrohten Berggorillas sind durch die geplante Ölsuche, welche seismische Messungen sowie mindestens zwei Bohrlöcher umfasst, der Status des Nationalparks gefährdet. Lokale Politiker im Ostkongo hoffen, an den Ölfirmen zu verdienen und erklärten bereits, dass als Weltkulturerbe unvereinbar mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker sei. Der WWF geht nun davon aus, dass die Ölfirmen eine Ausnahmegenehmigung für den Virunga-Nationalpark erwirken. EU-Experten wollen Kongos Regierung vorschlagen, sich von Ecuadors Yasuni-Projekt inspirieren zu lassen. Dort hat die ecuadorianische Regierung im Jahr 2007 vorgeschlagen, auf eine Förderung der Erdölvorkommen des ITT-Feldes im Nationalpark Yasuní zu verzichten, um die einzigartige biologische Vielfalt zu erhalten und den Lebensraum indigener Völker, die in diesem Gebiet leben, zu respektieren. Voraussetzung hierfür wäre ein internationaler solidarischer Ausgleichsbetrag. Gemäß einem entsprechenden Abkommen mit der Organisation der Vereinten Nationen können die Industrienationen Kompensations- zahlungen an Ecuador leisten, die mindestens 50 Prozent der entgangenen Erdöleinnahmen abdecken sollen. Auch für die geplante Ölförderung im Virunga-Nationalpark wäre ein solches Abkommen denkbar. Obgleich die instabile politische Situation im Kongo einem solchen Ansatz sicher erschwerend entgegen stünde, da die vereinbarte und zweckgemäße Verwendung derartiger Ausgleichszahlungen unter Umständen nicht hinreichend zu gewährleisten ist. In Ghana ist die Situation etwas weniger gravierend. Bereits unter britischer Herrschaft wurde Ghana die Goldküste genannt, was Ausdruck der großen Goldvorkommen war. Noch heute ist das Land einer der wichtigsten Goldproduzenten. Daneben werden inzwischen auch andere Rohstoffe wie beispielsweise Kupfer gefördert und seit kurzem ist Ghana auch ein erdölproduzierendes Land. Erdöl in abbaubaren Mengen wurde 2007 vor der ghanaischen Küste entdeckt und bereits im Dezember 2010 lief die Rohölförderung an. Die Erdölunternehmen haben mit großem Interesse auf die Entdeckung des Erdölfelds „Jubilee“ 2007 reagiert. Außerdem weckte die seit langem größte Neuentdeckung Hoffnungen auf weitere Erdölfelder vor der Küste.Verglichen mit den Staaten der westafrikanischen Region ist die politische Situation in Ghana stabil. Seit 20 Jahren gibt es freie demokratische Wahlen, Rechtssicherheit und die Korruption ist weit niedriger als in den Nachbarstaaten. Als weltweit zweitwichtigster Exporteur von Kakao und Gold ist auch die Wirtschaft Ghanas gut entwickelt. Dennoch konnte die Bevölkerung Ghanas bisher nur wenig von den Rohstoffeinnahmen profitieren. Kaum eines der Produkte wird im Land selber weiterverarbeitet. Rund 30 Prozent der Bevölkerung leben nach wie vor unterhalb der Armutsgrenze.Daher ist die Entdeckung des Erdöls eine positive Nachricht für das Land. Die Regierung hofft mit den zusätzlichen Einnahmen, die Millenniumsentwicklungsziele 2015 zu erreichen, und gleichzeitig die Wirtschaft weiter diversifizieren zu können. Die Voraussetzungen in Ghana scheinen gut dafür.Trotzdem mischt sich auch hier die Hoffnung auf Verbesserungen durch die Ölförderung mit den Befürchtungen vor Preisanstiegen, Korruption und Profitgier. Es besteht die Gefahr, dass der Erdölboom Korruption und wirtschaftliche Fehlentwicklungen begünstigt.Mit dem Beginn der Erdölproduktion und im Vorfeld der nächsten Wahlen Ende 2012 richten sich viele Augen auf Ghana. Man fragt sich, ob die Fehler anderer rohstoffreicher Länder wie Nigeria oder dem Tschad vermieden werden können, in denen Erdöleinnahmen Korruption befördert und autoritäre Machtstrukturen gefestigt haben und die Zivilbevölkerung kaum von den Rohstoffeinnahmen profitieren konnte. Um dem entgegenzuwirken plant die Regierung in Accra seit 2009 eine gesetzliche Verfügung über die Verwendung der „Ölgelder“. Nur ein Teil der Einnahmen durch Erdöl soll in den allgemeinen Haushalt fließen. Mit dem anderen sollen Schulen, Krankenhäuser und Straßen gebaut werden. Auch den Ausbau erneuerbarer Energien sieht das Gesetz vor. Da das Gesetz bei Beginn der Erdölförderung noch nicht verabschiedet war, hat sich in Ghana eine kritische Verfolgung des Prozesses seitens der Zivilgesellschaft entwickelt. Diese fordert u.a. eine erhöhte Nachvollziehbarkeit der Verwendung der Erdöleinnahmen sowie der Erdölindustrie für die Presse und Bevölkerung, z.B. über eine Website. ExpertInnen zu Folge werden in Ghana erwartungsgemäß keine Konflikte aufgrund der Ölvorkommen auftreten, wie sie z.B. in Nigeria der Fall waren. Zum einen sind die Vorkommen wesentlich geringer, zum anderen ist Ghana seit 2010 anerkanntes Mitglied der internationalen Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft EITI. Dafür musste die ghanaische Regierung glaubwürdig die Absicht nachweisen, alle Zahlungsströme zwischen Regierung und Industrie regelmäßig zu veröffentlichen. Die Herausforderung für Ghana besteht also in erster Linie darin, die Einnahmen aus den Erdölexporten adäquat für die eigene Wirtschaft zu nutzen und sie somit auch der Bevölkerung zu Gute kommen zu lassen. Neben Ghana ist Liberia (Länder s.u.) bisher der einzige weitere afrikanische Staat, der anerkanntes Mitglied von EITI ist. Quellen: http://www.erdoel-tschad.de/index.php?option=com_content&task=view&id=63&Itemid=34 http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Magazine/emags/evelop/2006/047/s5-afrikas-oel-fluch-oder-segen- misereor.html http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,687743,00.html http://www.geiti.gov.gh/site/ http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/oel/greenpeace_factsheet_esso_zerstoert_afrikas_ natur.pdf http://library.fes.de/pdf-files/iez/08251.pdf http://www.taz.de/!87869/ http://www.dw.de/dw/article/0,,14883253,00.html http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,687743,00.html Erdölförderung in Subsahara-Afrika: Ansätze und Prognosen Die Initiative Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) wurde 2003 im Anschluss an den Weltwirtschaftsgipfel in Évian-les-Bains, Frankreich ins Leben gerufen. Ziel dieser Initiative ist es, zur Verbesserung der Transparenz in der Rohstoffindustrie beizutragen, die Korruption in Entwicklungsländern mit großem Rohstoffreichtum zu bekämpfen und die sogenannte „Good Governance“ zu unterstützen. Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Zahlungen der rohstofffördernden Unternehmen an den Staat und die Verwendung dieser Gelder transparent und öffentlich gemacht werden. Durch diese Kontrollinstanz soll gewährleistet werden, dass die Gewinne aus dem Rohstoffhandel auch tatsächlich zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, der Infrastruktur und der Lebensbedingungen der Bevölkerung in den rohstofffördernden Ländern beiträgt und nicht, wie so oft berichtet, in den Taschen einiger Weniger oder Projekten von geringer gesamtgesellschaftlicher Relevanz landen. 2008 wurden die Ziele von EITI offiziell von den Vereinten Nationen anerkannt. Unter den afrikanischen Ländern erfüllten 2011 Ghana, Liberia, Mali, Nigeria, Niger und die Zentral Afrikanische Republik die vorgegebenen Rahmenbedingungen. (http://eiti.org/countries/compliant).Die Aufnahme der Zusammenarbeit gestaltet sich allerdings als langwieriger Prozess, da Staat und Unternehmen gemeinsam für die Offenlegung aller Zahlungsvorgänge eintreten müssen. Zudem besteht auch die Gefahr, dass Regierungen und Unternehmen EITI nur als Aushängeschild für ihre saubere Arbeit benutzen, insgeheim aber weiterhin korrupt vorgehen. Neben der Initiative EITI gibt es andere Kampagnen wie „Publish What You Pay“, die auf die Offenlegungspflicht von Unternehmen pochen, um Korruption zu bekämpfen. Durch den Beitritt zu solchen Organisationen hebt sich dementsprechend auch die Attraktivität der betroffenen, als korrupt geltenden Länder für ausländische Investoren. Quellen: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/themen/goodgovernance/transparenz/eiti/index.html http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/themen/goodgovernance/transparenz/eiti/index.html Weitere Infos zum Thema: Film: Mit offenen Karten - USA , Afrika und Erdöl (2006) Film: Chinas Griff nach Afrikas Ressourcen - ...und ewig lockt das Öl (2007) Ausstellung: Ölbiografien http://www.stepmap.de/karte/erdoelproduzenten-am-golf-von-guinea-1481 Unterrichtsmaterial |