Fairer Handel - Kakao/Schokolade
Fairer Handel mit KakaoÜber 90% der weltweit konsumierten Schokolade wird in den Industrieländern verzehrt – die Zutaten wie Kakao und Zucker kommen aber aus den armen Ländern des Südens.
In etwa 50 tropischen Ländern wird Kakao angebaut – knapp 70% des Rohkakaos stammen aus Westafrika, davon der überwiegende Teil von der Elfenbeinküste (44% des Weltertrages) sowie aus Ghana (etwa 12% des Weltertrages), Nigeria, Kamerun und Togo. Mit etwa 85% bringen Kleinbauern den größten Teil der Weltkakaoernte ein.

Botanisch heißt Kakao Theobroma cacao (Nahrung der Götter). Der Kakaobaum ist eine immergrüne Schattenpflanze, die im tropischen Regenwald wächst und etwa acht bis fünfzehn Meter hoch wird. Innerhalb der Kakaoart gibt es mehrere Sorten.
Hierbei unterscheidet man die beiden Grund-Formen Criollos (Kreolenkakao) und Forastero (Fremdlingskakao). Der Kreolenkakao bringt feinen und säurearmen Kakao hervor, liefert aber aufgrund geringerer Samenmengen eher niedrige Erträge. Der Fremdlingskakao dagegen ist sehr dunkel und schmeckt bitter, die größere Samenmenge bringt hohe Erträge. Heutige Kakaosorten sind meist Kreuzungen aus beiden Grundformen (z.B. die Sorte Trinitarios). Diese Kreuzungen vereinen die positiven Eigenschaften und liefern einen hohen Ertrag. Die Bohnen ergeben einen Kakao mit feinem und edlem Aroma.

Der Kakaomarkt ist einer der instabilsten der Welt. 2001 lag der Weltmarktpreis für eine Tonne Rohkakao bei ca. 850 US-Dollar, im Januar 2002 bei 735 US-Dollar und im Januar 2003 bei 2.360 US-Dollar. Die schwankenden Preise gefährden die Existenz der Kakaobauern, welche auf den Export der Produkte angewiesen sind.

Durch Fairen Handel kann die Situation der Bauern deutlich verbessert werden, da sie somit nicht den Preisschwankungen ausgesetzt sind. Beim zertifizierten Fairen Handel zahlen die Importeure einen Mindestpreis von 1.600 US-Dollar für eine Tonne fair gehandelten Kakao, sowie einen Aufschlag von 150 US-Dollar für soziale und ökologische Investitionen. Steigt der Weltmarktpreis über diesen Wert, erhalten die Kakaobauern den höheren Weltmarktpreis und den Aufschlag von 150 US-Dollar.
Für Kakao aus biologischem Anbau wird ein Aufschlag von 200 US-Dollar gezahlt. Der Rohstoff-Preis für öko-fairen Kakao beträgt somit 1.950 US-Dollar pro Tonne.

Der Faire Handel unterstützt explizit Kleinbauern, die sich in Genossenschaften organisiert haben. Neben der Bedingung, dass die Herstellung von Kakao/Schokolade ohne gentechnisch veränderte Pflanzen und Zutaten erfolgen muss, verpflichten sich die Bauern vertraglich zur Einhaltung folgender Standards:
* Die Genossenschaften müssen politisch unabhängig sein und eine demokratische Struktur aufweisen.
* Bei den Genossenschaftsmitgliedern handelt es sich überwiegend um kleinbäuerliche Familienbetriebe.
* Die Kleinbauern sind an allen wichtigen Entscheidungen ihrer Genossenschaft direkt und demokratisch beteiligt. Dies gilt insbesondere für die Verwendung des Mehrerlöses aus dem Fairen Handel.
* Die Organisationen setzen sich für eine nachhaltige Entwicklung von Ökologie, Bildung und Frauenförderung ein.

Für Schokolade mit dem Fair-Trade-Siegel, müssen alle Zutaten, die mit dem Siegel erhältlich sind, zu hundert Prozent fair gehandelt sein. Für manche Zutaten hat die FLO (http://www.fairtrade.net/) keine Standards entwickelt. Diese Rohstoffe müssen trotzdem unter Bedingungen gewonnen und verarbeitet worden sein, die sich mit denen des Fairen Handels vereinbaren lassen. Hierzu gehören neben dem Verzicht auf Kinderarbeit und umweltfreundlicher Produktion auch das Zulassen von Kontrollen der FLO-Cert GmbH.

Das genaue Gegenteil dieser fairen Arbeitsbedingungen schildert das Greenpeace-Magazin in der März-Ausgabe (2009) mit Kinderschokolade,  einem erschütternden Bericht über Kinder- und Sklavenarbeit auf den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste.

"Die dunkle Seite der Schokolade" - Mehr über den Kakaoanbau und die Arbeitsbedingungen erfahren Sie in den Studien und Artikeln
der Broschüre von Südwind e.V.
Download: http://www.fairtrade.de/index.php/mID/2.5.2/lan/de

Die Studie „Menschenrechte im Anbau von Kakao - Eine Bestandsaufnahme der Initiativen der Kakao- und Schokoladenindustrie“ entstand im Rahmen des Leuchtturmvorhabens „Menschenrechte, Unternehmensverantwortung und Nachhaltige Entwicklung“ des INEF. Sie kann im Internet heruntergeladen werden.
http://humanrights-business.org/files/menschenrechte_im_anbau_von_kakao_huetz-adams.pdf


Südwind weist in einer Studie nach, dass es im Kakaoanbau in Ghana große Missstände gibt. Demnach leben viele Bauern unterhalb der Armutsgrenze und Kinderarbeit ist weit verbreitet. Ghana ist der zweitgrößte Produzent von Kakaobohnen und für die gute Qualität seiner Ernte bekannt.

Hier Download der Studie bei Südwind


Mit nur 2 Cent mehr pro Tafel Schokolade würde Kinderarbeit in der Kakaoindustrie der Vergangenheit angehören. Zu diesem Ergebnis kamen SchülerInnen der Montessori Hauptschule in Düsseldorf gemeinsam mit Fachleuten im Rahmen eines SchokoFair Projektes. Ihren Kurzfilm nur "Nur 2 Cent" gibt es online zu sehen.


Weitere Links:
"Die gute Schokolade" - Fair hergestellte Schokolade: www.plant-for-the-planet.org


Fairer Kakao aus Ghana: Kuapa Kokoo Cocoa

Das NRW-Partnerland Ghana ist eines der wichtigsten Erzeugerländer von Kakao. Bereits seit der Jahrhundertwende ist die wirtschaftliche Situation Ghanas unauflöslich mit dem Auf und Ab des Kakaoanbaus verbunden. Bis 1992 gab es eine ausschließlich staatliche Kakaovermarktung, die Bauern mussten den Kakao zu niedrigen und ungewissen Preisen an staatliche Zwischenhändler verkaufen.
Nachdem man die Kakaovermarktung auch für private Unternehmen zugelassen hatte, wurde im April 1993 die Kuapa Kokoo Union (KKU) mit Sitz in Kumasi, in der Ashanti Region, gegründet. Finanziell und fachkundig von einer niederländischen und einer englischen NGO unterstützt, war die KKU die erste staatlich unabhängige Vereinigung von KakaoproduzentInnen, die auch die Vermarktung des eigenen Kakaos übernommen hat. Mittlerweile beteiligen sich etwa 45.000 Mitglieder an der KKU.

Der Export des Guten Kakaos (Kuapa Kokoo) erfolgt jedoch nach wie vor über die staatliche Cocoa Marketing Company. Somit kann auch die KKU keine wesentlich besseren Geschäftsabschlüsse als die staatlichen Zwischenhändler bieten. Die Organisation genießt allerdings ein Sonderrecht: Im Fairen Handel darf sie den Kakao direkt an die Exporteure verkaufen. Für diesen Kakao werden rund 15% mehr Geld erzielt, sodass allen Mitgliedern mehr ausgezahlt werden kann – hinzu kommen außerdem die Fair-Trade-Prämien für die Bauern.

Im weltweiten Kakaogeschäft wird wesentlich mehr Umsatz mit der Schokolade als mit dem eigentlichen Rohstoff gemacht – vom Preis einer handelsüblichen Tafel Schokolade erhalten die Bauern nur rund drei Cent. Kuapa Kakoo hat es geschafft ebenfalls von dieser Wertschöpfung zu profitieren: Die Bauern der KKU sind Hauptanteilseigner der 1997 in Großbritannien gegründeten Schokoladenfirma „Divine Chocolate Limited“. Ihnen steht die Rendite aus dem Verkauf dieser Schokolade zu. Außerdem halten die Bauern heute rund ein Drittel der Firmenanteile (http://www.eza.cc/WLP/pro_info/301046_Kuapa_Kokoo_Union.pdf).

Der Faire Handel mit Kakao ermöglicht 45.000 Kakaobauern in Ghana ein besseres Leben.
Mehr darüber in diesem Film über Kakao aus Ghana.


 

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