Gender und Bildung

Neben den Wohn-, Erb- und Landrechten ist die Bildung der Mädchen und Frauen eine weitere wichtige Grundlage für eine wirtschaftliche Eigenständigkeit und ein entscheidender Schritt in der Entwicklung afrikanischer Länder. Ein Schul- oder weiterführender Abschluss eröffnet den Frauen wirtschaftlich-eigenmächtigen Handlungsfreiraum und die Möglichkeit, sich finanziell und auch hinsichtlich familiärer Entscheidungen von den Männern zu emanzipieren. Die erwirtschafteten Löhne können wiederum in die Gesundheit und Bildung der eigenen Kinder investiert werden. Vergleichende Studien zeigen, dass eine gute Schulbildung in vielen Fällen Garant für einen verbesserten Lebensstandard und eine sinkende Geburtenquote ist.

Dennoch erschweren in vielen afrikanischen Ländern zahlreiche Diskriminierungen die Bildungslaufbahn junger Mädchen. Viele Väter sträuben sich dagegen, ihren Töchtern Bildung zuteilwerden zu lassen. Häufig wird bevorzugt in die Bildung der männlichen Familienmitglieder und Söhne investiert - die Frauen und Töchter stehen hinten an. An weiterführenden Schulen haben Mädchen häufig unter Diskriminierungen und sexistischen Tendenzen des größtenteils männlichen Lehrpersonals zu leiden. Überholte Geschlechterstereotypen werden z.T. in Lehrwerken und Unterrichtseinheiten vermittelt, denen die weiblichen Lehrerinnen als Minderheit nur bedingt als alternatives Rollen(vor-)bild entgegenwirken können.
Umso wichtiger sind Projekte wie das Forum for African Women Educationalists (FAWE), einer Organisation von Lehrerinnen mit nationalen Zusammenschlüssen in vielen Ländern.

Obgleich die wirtschaftlichen Erfolgschancen gut ausgebildeter junger Frauen steigen, bleiben die gesellschaftlichen Reaktionen und Auswirkungen auf weibliches Bildungsbestreben vielerorts gespalten. Denn erfolgreiche Frauen wirken auf die Männer wie so oft als potentielle Bedrohung. Die daraus resultierenden Konsequenzen für hochqualifizierte Frauen reichen von erschwerten Bedingungen, einen Partner oder Arbeitsplatz zu finden bis hin zu offenen Anfeindungen. Faktisch ist die Zahl der weiblichen Wissenschaftler und Frauen in Führungspositionen daher vergleichsweise gering.
Da die Bildung in vielen afrikanischen Ländern kostenpflichtig ist, ist im Zusammenhang mit dem Thema „Gender und Bildung“ auch auf das traurige Phänomen der „Sugar daddies“ zu verweisen. Dies sind meist ältere, vergleichsweise wohlhabende Männer, die mit jungen (Schul-) Mädchen eine sexuelle Beziehung unterhalten und ihnen im Gegenzug Geschenke bereiten oder einen Teil des Schulgeldes übernehmen.
Aufgrund verbreiteter „AIDS-Myhten" oder um die Gefahr einer HIV-Infizierung zu mindern, gehen viele Männer gezielt ein sexuelles Verhältnis zu sehr jungen Mädchen und/oder Jungfrauen ein. Häufig sind sie es, die ihrerseits die Mädchen mit dem Virus anstecken. Leider stellen diese Männer für viele Mädchen und ihre Familien die einzige oder nächstliegende Möglichkeit dar, um das teure Schulgeld aufzubringen.

(Quelle: Rita Schäfer: „Afrika-Gender-Aspekte bei der Darstellung eines Kontinents“)