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Malaria in Afrika |
Laut Weltgesundheitsorganisation belegt die Infektionskrankheit Malaria weltweit den achten Platz aller Todesursachen – hinter Atemwegs-Infektionen, Durchfallerkrankungen und Masern aber vor tödlichen Verkehrsunfällen sowie der in der öffentlichen Debatte weitaus stärker beachteten Immunschwäche-Krankheit Aids. In Subsahara-Afrika belegt Malaria sogar den dritten Platz der Ursachenstatistik. Jedes Jahr sterben 1,5 bis 2,7 Millionen Menschen an Malaria – die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen beträgt laut WHO 258 Millionen. Etwa 86% der Erkrankten leben in Afrika südlich der Sahara. Neben schwangeren Frauen sind besonders Kinder unter fünf Jahren betroffen – sie machen die Hälfte der an Malaria Erkrankten aus. Besonders gefährlich ist Malaria in Kombination mit dem HI-Virus. In Ländern, wo die beiden Epidemien eng nebeneinander vorkommen, entwickeln sich gefährliche Wechselwirkungen. HIV-infizierte Menschen sind anfälliger für Malaria und umgekehrt, da das Immunsystem geschwächt ist. Malaria wird durch Parasiten namens Plasmodien hervorgerufen. Die Plasmodien werden durch den Stich der weiblichen Anophelesmücke auf den Menschen übertragen. Vier verschiedene Plasmodienarten können die Krankheit beim Menschen auslösen, sie unterscheiden sich in der Erscheinungsform und dem Schweregrad der Krankheit. Das Plasmodium falciparum verursacht die schlimmste Form der Krankheit, die Malaria tropica. Durch den Stich der Mücke gelangen die Parasiten ins Blut und befallen zunächst die Leber und anschließend die Erythrozyten, die roten Blutkörperchen, wo sie sich entwickeln und vermehren. Etwa sieben Tage nach der Infektion kommt es zu Fieber in wechselnden Schüben, Schüttelfrost, Glieder- und Kopfschmerzen. Malaria kann außerdem zu Durchfall, Erbrechen sowie zu blutigem Urin führen. Im weiteren Verlauf der Krankheit zerfallen immer mehr rote Blutkörperchen, sodass nicht mehr genügend Sauerstoff im Körper transportiert wird. Die Folgen sind Müdigkeit und Atemnot. Insbesondere bei kleinen Kindern kann dieser Prozess innerhalb von wenigen Stunden zum Tod führen, da ihr Organismus über keine Kompensationsmöglichkeiten verfügt. Neben dem Sauerstoffmangel ist ein weiteres Problem das Zerklumpen der befallenen Erythrozyten. Dadurch können die Blutkörperchen die kleinsten Blutgefäße, die so genannten Kapillaren, nicht mehr passieren, sondern verstopfen diese. Dies führt dazu, dass die Blutversorgung in den lebenswichtigen Organen, wie im Gehirn, in der Niere und in der Lunge, unterbrochen wird. Dieser Prozess ist umso ausgeprägter, je größer der Parasitenbefall ist. Ist auch das Gehirn betroffen, kann es außerdem noch zu Bewusstseinsstörungen und Verwirrtheit, bis hin zum Koma kommen. Diese so genannte zerebrale Malaria ist die schwerste Form der Malaria tropica und führt meist selbst bei Behandlung zum Tod. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, ist es wichtig, sie mit Medikamenten zu behandeln. Hierbei stehen aufgrund der verschiedenen Erreger und Krankheitsverläufe unterschiedliche Präparate zur Verfügung. In Gebieten, in denen Malaria sehr häufig auftritt, wurden bislang unkomplizierte Fälle mit dem kostengünstigen Arzneimittel Chloroquin behandelt. Die Wirksamkeit ist allerdings in den letzten Jahren verloren gegangen, da die Erreger zunehmend resistent gegen den Wirkstoff geworden sind. Beispielsweise sind in Kenia, Tansania und Uganda in 90% der Fälle die Erreger resistent geworden. Das Problem der Resistenz der Erreger zeigt sich auch bei anderen Präparaten. Einen wirksamen Schutz gegen die Resistenz bilden Kombinationspräparate auf der Basis von Artemisinin. Bereits nach der ersten Dosis sind 90% der Erreger vernichtet, die komplette Behandlung dauert drei Tage. Um alle Erreger zu vernichten und die Bildung von Resistenzen zu verlangsamen, wird das Präparat mit einem lang wirkenden zweiten Malaria-Medikament kombiniert. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, die alten Arzneimittel durch die Kombinationspräparate zu ersetzen, gestaltet sich durch Umsetzung als äußerst schwierig. Während eine Dosis Chloroquin etwa zehn Cent kostet, müssen für eine Erwachsenendosis einer Kombinationstherapie 1,50 US-Dollar bezahlt werden. Da die Artemisin-Präparate jedoch deutlich wirksamer sind, stellt beispielsweise der Global Fund Ländern Gelder für Malaria-Medikamente zur Verfügung. Das zur Zeit wohl effektivste Mittel zur Behandlung von Malaria ist das aus der Pflanze Artemisia annua (einjähriger Beifuß) gewonnene Artemisinin. Es gibt allerdings nur wenige internationale Pharmakonzerne, die Malariapräparate auf Artemisininbasis produzieren, ferner sind diese Medikamente vergleichsweise teuer, so dass in den meisten afrikanischen Ländern die Versorgung der Malariapatienten mit den hochwirksamen Medikamenten nicht gewährleistet ist (http://www.medeor.org/cms_save/369/Spendenblatt_Artemisia-Projekt04-08.pdf). Geld spielt aber nicht nur bei der Behandlung, sondern auch bei der Prävention von Malaria eine große Rolle. Bisher konnte noch kein Impfstoff gegen Malaria entwickelt werden. Von der Krankheit sind meist arme Menschen betroffen, die über wenig Kaufkraft verfügen und demzufolge auch keinen attraktiven Markt bilden. Für die Pharmaindustrie ist es daher ökonomisch sinnvoller, Mittel zu erforschen, deren Betroffene kaufkräftiger sind. Malaria schien in den 1960er Jahren fast ausgerottet – dies lag allerdings weniger an einem Impfstoff oder Medikamenten, als am Insektizid DDT. Dieses ist ein äußerst wirksames Mittel gegen die Anophelesmücke, sodass Malaria-Infektionen stark gesenkt werden konnten. Es stellte sich jedoch heraus, dass sich das Gift, das die Anophelesmücke abtötet, über die Nahrungskette weltweit verteilte. Wegen der Fettlöslichkeit reicherte sich DDT zunächst im Fettgewebe von Fischen und Vögeln und schließlich auch im Menschen an. Das Insektizid ist erbgutverändernd (mutagen) und steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Ferner bewirken höhere Konzentrationen Schweißausbrüche und Übelkeit. DDT ist äußerst stabil und wird in der Umwelt nur sehr langsam abgebaut. Umweltschützer äußerten ökotoxologische Bedenken und ihr Kampf gegen DDT führte dazu, dass Ende der 1960er Jahre ein weltweites Verbot gegen das Insektizid durchgesetzt wurde. Die Folgen waren allerdings steigende Malaria-Infektionen. Da Malaria vor allem in feuchten Niederungen und Sumpfgebieten auftrifft, ging man früher davon aus, dass die Krankheit durch die schlechte Luft („mala aria“), die aus Sümpfen aufsteigt, hervorgerufen wird. Dadurch ist auch der Name entstanden. Dass für den Ausbruch der Krankheit die Anophelesmücke verantwortlich ist, wurde erst Mitte der 19. Jahrhunderts bekannt. Heutzutage ist Malaria neben Feuchtgebieten auch in städtischen Ballungsräumen – vor allem in Slums – verbreitet. Bedingt durch den Ausbau der Bewässerungslandwirtschaft sowie durch den Klimawandel hat die Verbreitung der Anophelesmücke in den letzten Jahren erneut zugenommen. Steigende Temperaturen führen dazu, dass sich die Mücke auch in höheren Lagen niederlässt, welche noch vor einigen Jahren Malaria freie Gebiete waren. (http://gesichter-afrikas.de/klima/klimawandel/gesundheit.html). Aktuell wird Malaria von drei verschiedenen Stellen aus bekämpft. Zum einen werden wieder verstärkt Mücken mit Insektiziden bekämpft – obwohl viele Erreger gegen DDT resistent sind. Zweitens sollen durch Abgabe billiger und wirksamer Medikamente die Krankheit behandelt und tödliche Folgen abgewendet werden. An dritter Stelle sollen die Menschen durch einfache Maßnahmen vor Insektenstichen geschützt werden. Da die Mücken hauptsächlich in der Dämmerung und nachts aktiv sind, ist es besonders wichtig, die Menschen nachts vor den Stichen zu schützen – hierzu gehört vor allem die Verbreitung von Moskitonetzen. Diese ITNs (insecticide-treated nets) – mit Insektiziden imprägnierte Netze – haben sich als äußerst wirksam herausgestellt, da die Insektizide bei äußerer Anwendung für den Menschen ungefährlich sind. Wichtig ist es deshalb, allen Menschen kostengünstigen bzw. kostenlosen Zugang zu Moskitonetzen zu beschaffen, um sie vor dem Stich der Anophelesmücke zu schützen. |