Tuberkulose in Afrika

Laut WHO führt Tuberkulose die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ist derzeit infiziert, 27% der Erkrankten leben in Subsahara-Afrika. Jährlich erkranken rund acht Millionen Menschen an der Krankheit – überwiegend in ärmeren Ländern – rund 1,6 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an Tuberkulose. Während in den meisten Regionen der Erde erste Erfolge gegen die Krankheit zu verzeichnen sind, steigen die Erkrankungsraten auf dem afrikanischen Kontinent jährlich um 3% bis 4%.

In den rot hervorgehobenen Ländern treten 80 % aller Tuberkulose-Erkrankungen weltweit auf



Hervorgerufen wird die bakterielle Infektionskrankheit Tuberkulose durch das Mycobakterium tuberculosis, und durch Tröpfcheninfektionen übertragen. Durch Husten eines an Tuberkulose Erkrankten entsteht ein infektiöses Aerosol – die Erreger können stundenlang in der Raumluft verbleiben. Pro Jahr steckt ein Erkrankter etwa zehn weitere Menschen mit der Krankheit an. Die Infektion erfolgt meist durch das Einatmen infizierter Speicheltröpfchen. Im Laufe von etwa sechs Wochen entsteht in der Lunge eine kleine knotenförmige Entzündung (Primärkomplex), die meist keine Beschwerden verursacht. Bei 90% der Infizierten bleibt die Krankheit lebenslang latent, ohne Symptome auszulösen, sodass dieser Primärkomplex das einzige Anzeichen der Tuberkulose bleibt.
Bricht die Krankheit aus, erleidet der Betroffene Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust, später kommt meist blutiger Husten hinzu. Die Tuberkulose betrifft vor allem die Lunge, kann aber auch auf andere Organe, wie zum Beispiel Nieren, Hirnhäute, Lymphknoten oder das Rückenmark, übergreifen. Der Tuberkelbazillus löst Entzündungen aus, das zerstörte Gewebe hinterlässt eine dicke käsige Substanz, die später vernarbt und ein funktionsunfähiges Gewebe zurücklässt.

Zur Behandlung von Tuberkulose empfiehlt die WHO eine sorgfältig kontrollierte Therapie, die DOTS-Strategie (Directly Observed Treatment Short Course). Hierbei wird die Tuberkulose mit Antibiotika behandelt. Da kein Antibiotikum alle Erreger abtöten kann, ist es wichtig, mehrere Medikamente gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum von mindestens sechs Monaten zu geben. Diese Maßnahme ist außerdem notwendig, um die Bildung von Resistenzen zu verhindern. Wird die Therapie zu früh abgebrochen, kann dies dazu führen, dass die Erreger resistent werden und die Medikamente ihre Wirkung verlieren. Wichtig ist es deshalb, die Behandlung fortzuführen, selbst wenn die Krankheits-Symptome abklingen. Leider brechen viele Patienten aufgrund der unangenehmen Nebenwirkungen, wie beispielsweise Übelkeit, Hautausschlag, Gelenkschmerzen oder auch Verlust des Gehörs, die Behandlung vorzeitig ab.

Um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten ist es wichtig, genaue Angaben zum Ausmaß der Krankheit und zur Verbreitung von Resistenzen zu machen. Besonders in Entwicklungsländern ist dies jedoch schwierig, da viele Krankenhäuser weder die nötige Ausstattung, noch das Personal haben, um resistente Formen der Tuberkulose zu diagnostizieren. Im Bericht der WHO fehlen somit viele wichtige Daten. So konnten beispielsweise nur sechs afrikanische Länder Angaben zur Verbreitung des resistenten Erregers machen – eine erfolgreiche Behandlung der Krankheit wird somit erschwert.

Wie bereits erwähnt, bricht die Krankheit nur bei 10% der Infizierten aus. Ob sich die Krankheitssymptome zeigen, hängt von der Immunabwehr der Betroffenen ab. Insbesondere, wenn das Immunsystem aufgrund unzureichender Ernährung, schlechter Wohnverhältnisse oder anderer Krankheiten geschwächt ist, kommt es zu einem Ausbruch. Somit ist die Tuberkulose auch ein Indikator für die Lebensbedingungen einer Gesellschaft.

Ein besonderes Problem ist der Ausbruch von Tuberkulose in Kombination mit einer HIV-Infektion. In Räumen mit hohen HIV-Vorkommen besteht das Risiko einer raschen Verbreitung von Tuberkulose aufgrund des geschwächten Immunsystems der Infizierten. HIV-Infizierte tragen ein fünfzigfach erhöhtes Risiko, dass die schlafende Tuberkuloseinfektion binnen eines Jahres ausbricht – alle drei Minuten stirbt ein HIV-positiver Mensch an Tuberkulose. 85% der Menschen mit Tuberkulose/HIV leben in Afrika südlich der Sahara – 40% der dort lebenden Tuberkulose-Patienten sind mit dem HI-Virus infiziert und jedes Jahr steigt die Zahl der Neuerkrankungen um 3%. 13 der 15 Länder mit der geschätzten höchsten Tuberkulose-Erkrankung pro Person sind in Afrika südlich der Sahara. Die beiden Länder mit der höchsten Rate sind Swasiland und Südafrika, bei denen auch hohe Infektionsraten in Kombination mit HIV auftreten.

15 Länder mit den höchsten geschätzten Tuberkulose-Raten pro Person (graue Balken) und Infektionsraten von HIV- und Tuberkuloseerkrankten (rote Balken)
(http://www.who.int/tb/publications/global_report/archive/en/)



Begünstigt wird die Verbreitung von Tuberkulose insbesondere durch unzureichende hygienische Bedingungen und sehr dicht bevölkerte Gebiete. Somit treffen HIV und Tuberkulose häufig die ohnehin schon am stärksten benachteiligten Menschen.
Aber auch Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind aufgrund ihrer Arbeit einem besonderen Tuberkulose-Risiko ausgesetzt, was die ohnehin dürftigen Gesundheitssysteme weiter schwächt.
Durch Doppelinfektionen von HIV und Tuberkulose wird außerdem die sozioökonomische Entwicklung der Länder beeinträchtigt, da die meisten Todesfälle unter den Erwachsenen im arbeitsfähigen Alter auftreten. So sterben beispielsweise jährlich etwa 750.000 Frauen während ihrer wirtschaftlich produktiven Lebensphase und im gebärfähigen Alter an Tuberkulose.

Weitere Informationen der Organisation One über Koinfektionen von Tuberkulose und HIV: http://www.youtube.com/v/j5aVEN56Cj4